
Das tiroler Rock-Duo White Miles ist seit Anfang des Monats mit ihrem zweiten Album „The Duel“ am Start
Ein Wahnsinn, welchen Senkrechtstart die White Miles a.k.a. Medina Rekic und Hansjörg Loferer da seit 2011 hinlegen. Nach dem damaligen gemeinsamen Beschluss, sich als Blues/Stoner Rock Duo zusammenzutun, wurden kurzerhand die Jobs hingeschmissen, man verschrieb sich komplett der Musik und tourte lässig – und als wäre es das Natürlichste auf der Welt – mit Acts wie Courtney Love und den Eagles Of Death Metal durch Europa. Schöner könnte es in keinem Märchenbuch stehen. Am ersten April wurde nun ihr zweites Album „The Duel“ veröffentlicht, welches uns erneut beweist, dass die zwei alles richtig gemacht haben.
Machen wir ein Experiment.
Natürlich könnte ich euch jetzt Länge mal Breite darüber erzählen, wie gekonnt die White Miles auf ihrem neuen Album Stoner Rock und Blues Rock miteinander vereinen und wie das Duo durch ihre Songs einerseits eine konstante Gelassenheit und trotzdem Unmengen an Energie versprüht. Ich hab mir allerdings etwas anderes überlegt. Auf Spotify bin ich nämlich gerade über die Audiokommentare der Band gestolpert, wo Rekic und Loferer selbst jeweils ein paar Sätze zu den einzelnen Songs verlieren. Jetzt machen wir es so: Ich hör mir nochmal in Ruhe alle Songs von vorne bis hinten an, schreib nieder, was mir spontan dazu einfällt und vergleiche diese persönlichen Eindrücke dann mit den Kommentaren der Band. Okay? Gut, Play.
1.) Sickly Nerves
Eindruck: Die sanften Anfangstöne von Rekic‘ Gesang im Übergang zum Einsatz von Schlagzeug und Gitarre bringen den Wagen zum Rollen. Let’s get groovy!
Kommentar: Die Band vergleicht den Song mit einer Fahrt auf hoher See – in einem Moment ruhig und smooth, kann es augenblicklich stürmisch werden und dir einen Schlag „in die Fressn“ geben.
2.) In The Mirror
Eindruck: Der Song macht Laune, sich trotz des kalten Aprilwetters von der Couch zu erheben und mit erhobenen Armen durchs Wohnzimmer zu tanzen. Catchy Refrain.
Kommentar: Bei „In The Mirror“ handelt es sich tatsächlich um den ersten Song, den die Band jemals zusammen geschrieben hat. Im Laufe vieler Live-Shows hat er sich immer weiterentwickelt, bis er zu dem wurde, was er nun ist, und hat endlich einen Platz auf einem Album gefunden.
3.) Crazy Horse
Eindruck: Auch diese Nummer geht ordentlich ab und kommt vor allem durch die Gitarre sehr bluesig rüber. Lädt auch gleich zum Mitgröhlen ein – Craaazy Hoooaarssse!!
Kommentar: Diese erste Single von „The Duel“ hinerlässt beim Zuhören ein recht hartes, roughes Gefühl, welches allerdings durch das instrumental gehaltene Outro wieder neutralisiert wird.
4.) Insane To The Bone
Eindruck: Deutlich gechillter als die Vorgänger, und trotzdem schafft es diese Nummer durch die energiegeladenen Breaks die Dynamik des Albums aufrechtzuerhalten.
Kommentar: Loferer meint, dass sie bei diesem Song aufgrund des schleppenden Rhythmus im Wechsel mit den explosiveren Parts immer an eine herumschleichende, hinterlistige schwarze Katze denken müssen. Hammer Vergleich.
5.) A Good Pennyworth
Eindruck: Hier kommt das Duo wieder mit ordentlich Schwung, blusesigen Gitarrenriffs und einer Menge Groove in Fahrt.
Kommentar: Tiefgründige Poetik trifft auf straighten Rock’n’Roll.
6.) Coke On A Jetplane
Eindruck: Oha, hier kommt auch mal der Gesang von Loferer zum Einsatz. Generell wird der Fokus hier auf den Gesang der beiden gelegt. Schlagzeug und Gitarre findet man hier nur ganz dezent und in akustischer Version im Hintergrund. Sehr angenehmer, zurückhaltender Song, der Abwechslung ins Album bringt.
Kommentar: Eigentlich ziemlich genau das, was ich schon angemerkt habe: einzige Akustiknummer, erstmals zweistimmig, Vintage-Drums, simpler aber wirkungsvoller Aufbau.
7.) A(n) Garde
Eindruck: Ein erneuter Anlauf, um ordentlich Gas zu geben. Wieder eindeutig „dreckigerer“ Sound mit treibenden Beats. Oh yeah.
Kommentar: Perfekt zum live Rausschwitzen, um dem Publikum den letzten Rest zu geben.
8.) Heid
Eindruck: Schon wieder eine Überraschung – Sprechgesang von Loferer! Das Ganze gepaart mit einem Rhythmus, der sich während der Nummer immer wieder aufbaut, um dann wieder Ruhe einkehren zu lassen.
Kommentar: In dem Song geht es um eine von Verwirrung, Schmerz und Chaos geprägte Frau, die diese Qualen letztendlich jedoch hinter sich lassen konnte. Verdeutlicht werden die Lyrics durch die einerseits schleppenden Momente und andererseits durch die energischeren Parts, wo alles losgelassen wird.
9.) Don’t You Know Him
Eindruck: Ganz spannend. Nur gesprochene Worte. Diese 58 Sekunden könnten genauso gut der Anfang eines haarsträubenden Hörbuchs sein.
Kommentar: Im Text kommen Gedanken, die sich um eine bekannte Person drehen, zum Ausdruck. Genauere Infos zur Intention für diesen „Song“ werden nicht preisgegeben.
10.) River Of Gold
Eindruck: Erneut ein sehr starker Song, der einen sofort mitreißt. Rekic singt sich die Seele aus dem Leib – der Song hat live wahrscheinlich eine noch gewaltigere Energie.
Kommentar: Hier wird der Wille einer Frau besungen, Emotionen werden freigelassen und der Rhythmus treibt einen dazu an, immer mehr in den Song hineinzufallen.
11.) Keep Your Trippin‘ Wild
Eindruck: Zum Abschluss gibt’s nochmal eine Nummer, die das Stoner Rock Herz höher schlagen lässt. Durch die langen instrumentalen Phasen, kann man so richtig gut in den Song eintauchen und sich vom Rhythmus treiben lassen.
Kommentar: Das Statement hinter diesem Lied: persönliche Leidenschaften, Sehnsüchte und Laster lassen sich nicht einfach so ausschalten… Hier leben sich die White Miles noch einmal so richtig aus, was den Song zum längsten des Albums macht.
Jetzt bleibt mir eigentlich nicht mehr viel zu sagen, außer, dass ich euch „The Duel“ wirklich ans Herz legen möchte. Und somit beende ich dieses etwas andere Review genau so wie manche Songs der White Miles, die in totaler Abruptheit aufhören.
Beitragsbild: hier
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